Patient:innen aus dem Vereinigten König konnten 2018 aufatmen. Am 1. November wurde der Verkauf von medizinischen Cannabis auf Rezept in Großbritannien legalisiert. Bereits kurz danach zerplatzte die Blase allerdings wieder - denn bis 2021 wurden seitdem lediglich 3 Rezepte ausgestellt. Dabei gibt es in etwa 1,4 Millionen Patient:innen, die sich bereits seit Jahren nach einer Lockerung der Regeln sehnten, um ihren körperlichen Beschwerden Linderung zu verschaffen. Aus purer Verzweiflung finanzierten einige Patient:innen sich seitdem private Arztbesuche. Andere griffen auf illegale Alternativen zurück.
- 2018 legalisierte Großbritannien die Verschreibung von Medizinalcannabis.
- Seitdem wurden allerdings erst 3 solcher Rezepte ausgestellt.
- Patient:innen, die jahrelang auf die Legalisierung gewartet haben, sind verzweifelt.
- Die Medical Cannabis Awareness Week will aufklären und die Dringlichkeit eines vereinfachten Zugangs zu Medizinalcannabis aufzeigen.
- Die Veranstaltungen dazu finden in der ersten Novemberwoche eines jeden Jahres statt.
- Vor Ort werden Berichterstattungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Informationen rund um das Thema Medizinalcannabis geteilt.
Patient:innen fordern Veränderung
Patient:innen, die solch eine private Behandlung nicht finanzieren können, leiden sowohl unter der Stigmatisierung, als auch unter der Angst vor den finanziellen Hindernissen, die ihnen möglicherweise den Zugang zu der jahrelang herbeigesehnten Behandlung verwehren könnten. Dieser Umstand ist für viele Patient:innen eine Zumutung - und wurde außerdem am 1. November 2018 anders versprochen. Die Forderung nach einem fairen Zugang zu medizinischen Cannabis wird immer lauter.
Die Medical Cannabis Awareness Week will Umsetzung beschleunigen
Beruhend auf dieser Situation wurde die Medical Cannabis Awareness Week ins Leben gerufen. Sie findet in der ersten Novemberwoche eines jeden Jahres statt und bringt Ärzte, Patien:innen, Branchenorganisationen, Unterstützer:innen und Befürworter:innen zusammen, um gemeinsam der Forderung nach einem fairen Zugang zu medizinischen Cannabis nachzugehen. Im Fokus der Veranstaltungen steht, den tatsächlichen Bedarf an realen Erkenntnissen bei der Entwicklung des Zugangs zu dieser eher neuartigen Behandlungsmethode hervorzuheben.
Reale, authentische Erfahrungsberichte sollen Politik wachrütteln
Einen wichtigen Teil der Akteure machen die britischen Patient:innen aus, die seit Jahren auf einen vereinfachten Zugang zu Medizinalcannabis hoffen. Sie werden am ersten Tag der Medical Cannabis Awareness Woche dazu eingeladen, über ihre Erfahrungen mit medizinischen Cannabis und über den steinigen Weg, überhaupt an ein Rezept zu kommen, zu sprechen.
Abby Hughes, die Vorsitzende von PLEA (einer von Freiwilligen geführten gemeinnützigen Gemeinschaft), sagt: "Nachdem ich miterlebt habe, wie sich die Lebensqualität vieler Patienten wie meiner selbst verändert hat, ist es schwer zu akzeptieren, dass der einzige Zugang zu medizinischer Cannabisbehandlung für viele über den privaten Sektor erfolgt. Warum gibt es genügend Beweise dafür, dass ein privater Schmerzarzt oder Psychiater nicht zugelassene Cannabismedikamente verschreiben kann, während die gleiche Behandlung den Patienten nicht über den NHS gewährt wird, der geschaffen wurde, um eine universelle, umfassende und kostenlose Gesundheitsversorgung zu bieten?"
Die Veranstaltungswoche vereint persönliche Geschichten, Wissenschaft und Politik
Am zweiten Tag geht es darum, über das Potential von Behandlungen mit medizinischem Cannabis zu sprechen. Auf wissenschaftlicher Basis wird über die Vielzahl an körperlichen Beschwerden informiert, die durch die Nutzung von medizinischen Cannabis Linderung erfahren können. Am dritten und vierten Tag der Veranstaltungswoche wird ein Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu der Thematik geworfen und es wird berichtet, wie groß das Bedürfnis nach einem legalen Zugang zu Medizinalcannabis tatsächlich ist. Der fünfte Tag ist sehr praxisorientiert, denn dort erhalten Patienten einen step-by-step Plan, wie man auf legalem Weg am besten an ein Rezept zu Medizinalcannabis kommt. Der sechste und siebte Tag bieten meist eine Zusammenfassung der Erkenntnisse und dienen dazu, einen Plan zu erstellen, wie die nächsten Schritte aussehen könnten, um den Zugang zu medizinischen Cannabis im Vereinigten Königreich zu erleichtern.
Die Anzahl an Teilnehmer:innen spricht für sich
Die erste Medical Cannabis Awareness Week fand im November 2019 statt. In diesem Jahr traten mehr als 50 Redner:innen auf, während 1500 Menschen live an den Veranstaltungen teilnahmen. Insgesamt konnten über die Woche hinweg über 60.000 Menschen erreicht werden. Auf den ersten Blick wirkt diese Zahl gar nicht so riesig. Macht man sich allerdings bewusst, dass den Großteil der Teilnehmenden vermutlich Patient:innen ausmachen, die seit Jahren sehnsüchtig auf das Go der Regierung gewartet haben, wird einem bewusst, wie viele Leidensgeschichten hinter dieser Zahl stehen müssen und wie wichtig es daher ist, die Angelegenheit ins Rollen zu bringen.
Quellen:
