Cannabis ist in Spanien schon längst kein Tabuthema mehr, denn die Pflanze ist dort mittlerweile entkriminalisiert worden (was allerdings nicht bedeutet, dass sie legalisiert wurde). Das Herzstück der spanischen Cannabisgemeinschaft sind die privaten Cannabis Social Clubs. In Spanien existieren Hunderte davon. Am meisten boomt das Konzept allerdings in der Gegend in und rund um die Metropole Barcelona.
Aber was genau verbirgt sich hinter diesen Cannabis Clubs? Häufig werden sie mit den weltweit bekannten Coffeeshops aus Amsterdam gleichgesetzt. Das ist allerdings ein Trugschluss, denn die Cannabis Clubs sind in erster Linie eine spanische Erfindung und folgen einem ganz anderen Konzept. Um durch diese Clubs an Cannabis zu gelangen, muss man sich nämlich erst einmal für eine private Mitgliedschaft bewerben und dafür auch Gebühren zahlen. Du fragst dich vielleicht, wie man dort Mitglied werden kann? Nun ja, wie so oft im Leben funktioniert es am besten, wenn man bereits Kontakt zu einem der Clubmitglieder hat. Erhält man eine offizielle Mitgliedschaft, lernt man in den Clubs nicht nur Gleichgesinnte kennen, sondern man trägt vor allem gemeinsam die Verantwortung für den Anbau und den Konsum des Cannabis.
Naja, in Spanien ist Cannabis zwar entkriminalisiert, aber nicht legalisiert worden. Das bedeutet, dass der Konsum und Besitz von Cannabis im öffentlichen Raum untersagt ist. Aufgrund einer Gesetzeslücke ist der Konsum im privaten Raum allerdings nicht verboten. Die Cannabis Social Clubs machen sich dies natürlich zu Nutze und begründen ihre Daseinsberechtigung mit dem Recht auf Eigenanbau von Hanfpflanzen für den Eigenbedarf. Dies, gekoppelt mit dem Vereinsrecht, ermöglicht den Clubmitgliedern einen Zusammenschluss, um gemeinschaftlich den Anbau und Konsum von Cannabis im privaten Raum zu organisieren. Der Verkauf von Cannabis ist in Spanien nicht legal - die Clubs sind offiziell also als Non-Profit Organisationen registriert. Die Mitgliedsbeiträge dürfen daher ausschließlich dazu dienen, die Betriebskosten zu decken.
Kleiner Fun Fact: CBD ist in Spanien legal, solange es den THC-Grenzwert von 0,2% nicht überschreitet. Es ist dort sogar erlaubt, CBD als Privatperson selbst herzustellen, solange dies im privaten Raum geschieht.
Das klingt soweit ganz plausibel, oder? So einfach, wie es klingt, ist es aber gar nicht, denn die Clubs befinden sich laut Gesetzeslage in einer Grauzone. Rechtlich anerkannt werden sie von der spanischen Regierung jedenfalls nicht. Die Gesetzgeber Spaniens schienen über Jahre hinweg ihre Köpfe in den Sand zu stecken, denn lange wurde mehr oder weniger ignoriert, dass solche Clubs existieren. Einige Clubs haben diese Tatsache ausgenutzt und hohe Gewinne mit unbekannten Mengen an Cannabis erzielt. Einige Mitglieder der Cannabis Social Clubs reizten also hin und wieder die Flexibilität des spanischen Rechtssystems aus.
Zwischenzeitlich gab es Hoffnung für die Cannabisliebhaber Spaniens, denn die Metropole Barcelona verabschiedete eine lokale Maßnahme zur Zulassung der Clubs. Da Spanien allerdings in verschiedene dezentralisierte autonome Gemeinschaften aufgeteilt ist, konnte das oberste Gericht in Spanien die Zulassung kippen. Statt einer Legalisierung wurde ein Rahmen festgelegt, in dem die Clubs operieren können. Diese Regelungen nennen sich “Doktrin des geteilten Konsums”. Die Clubs sind laut der Doktrin zwar nicht legal reguliert, können aber dennoch durch andere gesetzliche Rahmenbedingungen toleriert werden. Wird die Doktrin eingehalten, so wird der geteilte Anbau und Konsum von Cannabis nicht strafrechtlich verfolgt.
Zu den einzuhaltenden Regeln gehört, dass das angebaute Cannabis nicht an Dritte weitergegeben werden darf und dass die Clubs nicht gewinnorientiert wirtschaften. Seit September 2021 gelten noch weitere und strengere Regeln, da viele der Clubs sich nicht an die Vereinbarungen gehalten haben und sich durch die Gesetzeslücken und die unpräzisen Formulierungen durchschummelten. Seitdem ist festgelegt, dass Personen nur dann zu Mitgliedern der Clubs werden können, wenn es sich bereits um Gewohnheitskonsumenten oder Süchtige handelt. Die Menge des täglichen Konsums wurde außerdem auf eine geringere Menge limitiert. Was hinter verschlossenen Türen passiert, bleibt jedoch meist im Verborgenen.
Wie lange die Cannabis Clubs in Spanien sich noch in einer Grauzone bewegen, ist fraglich. Es könnte allerdings noch mal spannend bezüglich dieser Frage werden. Warum fragst Du Dich? Malta hat kürzlich als erstes europäisches Land den Cannabiskonsum durch Erwachsene legalisiert. Das Ziel des Landes ist es, Cannabis Clubs groß rauszubringen. Man könnte meinen, dass Spanien nicht tatenlos zusehen wird, wie ein anderes Land durch ihre Idee die Lorbeeren erntet. Wie Spanien darauf künftig reagieren wird, bleibt abzuwarten. Viele Spanier:innen verstehen nicht, warum die Gesetzeslage immer strenger wird, anstatt endlich zu lockern. Eine Legalisierung von Cannabis würde Arbeitsplätze schaffen, öffentliche Einnahmen generieren, die lokale Wirtschaft ankurbeln und den Schwarzmarkt schwächen.
Wie die Zukunft der Cannabis Clubs in Spanien tatsächlich aussehen könnte, wurde auch vor wenigen Tagen auf der International Cannabis Business Conference in Barcelona diskutiert. In diesem Jahr gab es sogar eine eigene Podiumsdiskussion speziell zum Thema Cannabis Clubs in Spanien. Was dabei herausgekommen ist, wurde allerdings noch nicht veröffentlicht. Es bleibt also spannend, wie es mit den Cannabis Social Clubs in Spanien weitergeht.
Quellen:
https://hanfverband.de/inhalte/spanien_wichtiges_urteil_zu_cannabis_social_clubs
https://internationalcbc.com/what-is-the-status-of-cannabis-clubs-in-spain/
https://www.royalqueenseeds.de/blog-der-aufstieg-der-cannabis-social-clubs-in-spanien-n289