Schon seit einer gefühlten Ewigkeit steht die Frage im Raum, ob die Hanfpflanze besser drinnen oder im Freien angepflanzt werden sollte. Sucht man im Internet nach einer Antwort, findet man zahlreiche Informationen - die teilweise auch widersprüchlich sind. Die Frage ist also gar nicht so einfach zu beantworten, denn die Thematik ist relativ komplex. Was wir schon einmal vorwegnehmen können: Sowohl der Indoor- als auch Outdoor-Anbau hat seine Vor- und Nachteile. In erster Linie hängt die Wahl der Anbaumethode von den potenziellen Anbauflächen und den Cannabis-Sorten ab, die gezüchtet werden sollen. Aber aufgepasst: Der Cannabisanbau ist in Deutschland bisher nicht für den Eigenbedarf erlaubt. Es ist lediglich legal Cannabis anzubauen, wenn man als Landwirt:in über eine Genehmigung für den Anbau von Nutzhanf verfügt.
Wie unterscheiden sich Indoor- & Outdoorpflanzen?
Indoor- und outdoor angebaute Cannabispflanzen verhalten sich unterschiedlich. Wird die Pflanze im Freien angebaut, so kann sie durch das Fehlen von Decken und Wänden viel weiter in die Höhe und auch die seitlichen Richtungen auswuchern. Die Blüten sind bei dem Outdoor-Anbau also in der Regel größer. Aber ist das bereits ein Ausschlusskriterium für den Indoor-Anbau? Nein! Worin sich die Pflanzen bei den zwei Anbauoptionen noch unterscheiden, erfährst Du jetzt.
Der Anbau im Freien
Die Cannabispflanze ist im Freien natürlich viel mehr äußeren Einflüssen ausgesetzt. Schädlinge, Pestizide und Witterungsbedingungen machen es der Pflanze nicht leicht. Im Schnitt weist Outdoor-angebautes Cannabis eine deutlich höhere Pestizidmenge auf, als Indoor-Cannabis. Dies liegt vor allem den nicht kontrollierbaren Einflüssen von außen zugrunde. Pestizide werden demnach eingesetzt, um die Pflanzen zu schützen. Anders, als man eventuell annehmen würde, ist im Freien angebautes Cannabis also nicht unbedingt die natürlichere Bio-Variante. Nichtsdestotrotz bringt der Outdoor-Anbau auch einige Vorteile mit sich. Mehr dazu erfährst Du gleich.
So wird Indoor angebaut
Der Indoor-Anbau kann tatsächlich ganz unterschiedlich aussehen. Während ein Hobbyzüchter sich möglicherweise in einem abgedunkelten Raum um einen kleinen Topf mit Cannabissamen kümmert - was in Deutschland in dieser Form wie gesagt nicht legal ist - wird unter den Profis längst ein hydroponischer High-Tech-Anbau genutzt. Wie auch immer beim Indoor-Anbau vorgegangen wird, die Technik bringt einige Vorteile mit sich, denn die Cannabispflanze ist in einem geschützten Raum natürlich längst nicht so vielen instabilen Bedingungen ausgesetzt. Schädlinge und Krankheiten sind im Indoor-Bereich kaum ein Thema. Außerdem können die Pflanzen im Indoor-Bereich das ganze Jahr über angebaut werden, da das Wachstum durch das künstliche Licht nicht von den Jahreszeiten abhängig ist.
Die Vorteile (und Nachteile) beider Grow-Methoden
Worin genau liegen aber jetzt die jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Grow-Methoden? Gibt es zwischen indoor- und outdoor-angebautem Cannabis Unterschiede bezüglich des Geschmacks, der Stärke und der Optik? Und last but not least: gibt es qualitative Unterschiede bei den unterschiedlich angebauten Endprodukten?
Der Geschmack
Im Indoor-Bereich gelten in der Regel die perfekten Wachstumsbedingungen. Abseits von schädlichen äußeren Einflüssen kann der Geschmack der Cannabispflanze daher intensiver sein. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Geschmack allerdings auch im Outdoorbereich sehr aromatisch sein, denn die natürliche Sonnenstrahlung hat die Eigenschaft, Sekundärmetaboliten auf natürliche Weise zu erhöhen, was sich positiv auf den Geschmack auswirken kann. Auch Mikroorganismen statten die Blüten im Freien mit leckeren Aromen aus. Beete mit viel Kompost und organischem Material bieten den perfekten Lebensraum für Bakterien und mikrobielle Pilze. Wenn diese mit den Wurzeln der Pflanzen in Kontakt kommen, produzieren die Pflanzen mehr Terpene, was wiederum Schädlinge besser abwehrt. Das Ergebnis sind häufig aromatischere Cannabisblüten. Dennoch hängt die Intensität und die Note des Geschmacks in erster Linie von der Cannabissorte ab. Während einige Sorten von Grund auf eher erdig schmecken, wird bei anderen Sorten eher ein fruchtiges Aroma wahrgenommen.
Die Stärke des Hanfs
Für viele ist die Stärke des Cannabis bei den verschiedenen Anbaumöglichkeiten vermutlich das ausschlaggebende Kriterium. In der Theorie ist es natürlich einfacher, in einem kontrollierten Indoor-Anbau Einfluss auf die Stärke des Hanfs zu nehmen und diese somit auch deutlich zu erhöhen. In der Praxis sieht das allerdings ganz anders aus. Bei einem Experiment wurden angebaute Cannabispflanzen aus dem In- und Outdoor-Bereich miteinander verglichen. Die Ergebnisse sorgten für Verwirrung, denn das im Freien angebaute Cannabis wies einen vergleichsweise deutlich höheren Anteil an Terpenen und Cannabinoiden auf. Bei perfekten Bedingungen - bezogen auf die witterungsverhältnisse und die Qualität der Böden - kann die Hanfpflanze also tatsächlich eher im Freien ihr maximales Potenzial erreichen. Hier liegt aber auch der Knackpunkt: perfekte Bedingungen sind im Outdoorbereich keine Garantie. Es macht also einen riesen Unterschied, in welcher Klimazone die Pflanze angebaut wird. Weder permanente Hitze noch dauerhafte starke Regenfälle sind für das Wachstum optimal.
Das Aussehen - Farbe, Größe & Co.
Wie bereits angedeutet, werden die Cannabispflanzen im Freien in der Regel viel größer. Das liegt daran, dass sie räumlich nicht durch Wände oder Decken beschränkt sind. Im Vergleich zu Indoor-Pflanzen erzeugen sie mit ihrer Größe in der Regel einen zehnfach höheren Ertrag an Cannabisblüten. Dies ist natürlich ein riesen Vorteil der im Freien angebauten Pflanzen. Auch die Zweige und Äste sind deutlich dicker und stabiler, als bei ihren Indoor-Gegenstücken. Was allerdings wichtig zu beachten ist: Größe ist nicht gleich Qualität. Die größeren Blüten bedeuten nämlich nicht unbedingt, dass sie eine größere Trichom-Dichte aufweisen. Sie können also im Vergleich zu Indoor-Blüten sogar ein wenig blass aussehen. Dies ist natürlich auch der Sonneneinstrahlung geschuldet, der Outdoor-Pflanzen ausgesetzt sind. Durch die Sonne trocknen die Blüten schneller aus, wodurch sie etwas an Farbe verlieren können. Häufig wird die Qualität der Hanfpflanze lediglich an der Intensität der Farbe gemessen. Aber Achtung: Blasse Cannabisblüten können zwar auf eine geringere Qualität hinweisen, diese Annahme lässt sich allerdings nicht immer bestätigen.
Gibt es Qualitätsunterschiede?
Grundsätzlich ist es schwierig, anhand der Optik, des Geruchs oder der Anbaumethode zu entscheiden, welche Cannabisblüten die beste Qualität aufweisen. Erstmal ist davon auszugehen, dass man mit Cannabis aus dem Indoor-Anbau nicht viel falsch machen kann. Durch die stabile und kontrollierbare Umgebung können die Pflanzen hervorragend wachsen und sind dabei keinerlei Störungen ausgesetzt. Bei optimalen Wachstumsbedingungen können Cannabispflanzen allerdings eher im Freien ihr höchstes Potential erreichen. Auch wenn der Anbau im Außenbereich mit mehr Risiken verbunden ist, so kann er unter guten Bedingungen tatsächlich lohnenswerter sein. Es gilt außerdem zu beachten, dass einige Hanfsorten für den Indoor- und andere Sorten für den Outdoor-Anbau besser geeignet sind. Das Endprodukt ist also vor allem dann qualitativ hochwertig, wenn es unter den bestmöglichen Bedingungen angebaut wurde.
Der Cannabisanbau im Gewächshaus
Neben dem Anbau im Freien oder im Indoorbereich, hast du bestimmt auch schon einmal von Cannabispflanzen in Gewächshäusern gehört. Diese Art des Anbaus ist sehr beliebt und effektiv, denn ein Gewächshaus kann die Vorteile des Anbaus im In- und Outdoor Bereich miteinander vereinen. Somit können die Pflanzen hier sowohl von natürlichem Licht als auch von einer kontrollierten Umgebung profitieren. Auf Schädlinge, ungünstige Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit kann in einem Gewächshaus außerdem viel schneller reagiert werden. In Qualität und Quantität sind die Ernten aus Gewächshäusern langfristig gesehen konsistenter. Kein Wunder also, dass der Großteil des Medizinalcannabis heutzutage in Gewächshäusern angebaut wird. Die Thematik ist natürlich super spannend, es muss aber immer bedacht werden, dass der Anbau für den Eigenbedarf in Deutschland bisher illegal ist.