Endlich ist er da - der Sommer! Ihr wisst, was das heißt, oder? Die Tage werden länger, die Kleidung wird kürzer und der Druck, eine perfekte Bikinifigur abzuliefern, erreicht seinen jährlichen Höhepunkt. Egal ob auf Werbeplakaten in der Innenstadt oder auf Social Media - überall werden wir mit makellosen, gephotoshopten und braungebrannten Körpern konfrontiert. Auch die vielen Zeitschriften in den Regalen machen davor keinen Halt und schockieren einen auch im Jahr 2022 noch mit Titeln wie “Abnehmtipps: In 14 Tagen zum Summer Body”. Kein Wunder also, dass man sich hin und wieder dabei erwischt, in gewissen Situationen seinen Bauch einzuziehen oder sich am Badesee mit anderen zu vergleichen.
Enjoy yourself!
Als hätten wir dank den immer extremer werdenden Schönheitsidealen nicht eh schon genug mit uns zu kämpfen, erreicht das Body-Shaming im Sommer ein neues Level. Dabei sollte sich doch wirklich niemand darum sorgen müssen, irgendwelchen Idealen zu entsprechen. Der Sommer soll doch vor allem eines bedeuten: ganz viel Spaß und Leichtigkeit.
Unser Motto dieses Jahr ist also ganz klar, dass wir uns nicht einschränken lassen - weder von den Blicken anderer Leute, noch von unserer kritischen Stimme im Kopf. Mach diesen Sommer mit ein bisschen mehr Body Positivity zu DEINEM Sommer und lass Dich nicht einschränken.
Body Shaming statt Body Positivity?
Man könnte ja meinen, dass das Konzept der idealen Bikinifigur schon längst überholt ist. Schließlich leben wir im Jahr 2022, wo Diversity, auch bezüglich verschiedener Körperformen, mehr zelebriert wird, als je zuvor. So einfach ist es dann aber leider doch nicht. Denn obwohl die großen Fashion Brands mittlerweile eine Bandbreite verschiedenster Körpertypen in ihren Kampagnen begrüßen, benötigt Umdenken Zeit, denn der gesamte Schönheitswahn rund um unseren Körper beruht auf jahrelangen eingetrichterten Konzepten unserer Gesellschaft. Und dieses Konzept lohnt sich auch noch richtig, denn die Beautybranche verdient daran Millionen pro Jahr.
Body Shaming ist weit verbreitet und wird durch die Anonymität des Internets nur noch mehr befeuert. Wie stark das Körper- und Selbstbewusstsein darunter leiden kann, ist vielen scheinbar noch nicht bewusst. Klar ist, dass Body Shaming Selbstzweifel fördert und unserer mentalen Gesundheit nachhaltig schaden kann.
Wie realistisch ist vollkommene Selbstliebe?
Was wir uns immer wieder vor Augen führen sollten ist, dass es ganz normal ist, sich nicht immer schön zu fühlen. Den Anspruch an sich selbst zu stellen, jeden Tag in den Spiegel zu gucken und vollends begeistert zu sein, ist eher utopisch und macht unnötig Druck. Die Realität ist schließlich so bunt und vielfältig und wir sind so viel mehr als eine Körperhülle, denn auch wenn es kitschig klingen mag: Wahre Schönheit kommt von Innen. Wenn Du ein gutes Herz hast, freundlich und aufgeschlossen bist, dann strahlst Du das auch nach außen - völlig egal, welche Kleidergröße Du trägst.
Es ist daher so wichtig, sich von dem Idealbild eines Traumkörpers zu lösen. Die Schönheitsideale ändern sich heutzutage ja eh schneller als man gucken kann. Während in den letzten Jahren aufgespritzte Lippen DAS Thema in der Beautywelt war, lassen sich heute immer mehr Leute ihre Lippen wieder auflösen. Körpertrends kommen und gehen, heutzutage schneller denn je. Einem Beautywahn nach dem nächsten hinterher zu eifern, ist also völlig utopisch. Anstatt ständig an uns rummäkeln und uns selbst schlecht zu machen, sollten wir eigentlich dankbar sein für alles, was unser Körper tagtäglich für uns leistet.
Kritik an der Body-Positivity-Bewegung?
Immer wieder wird auch Kritik an der Body Positivity Bewegung geäußert, vor allem dann, wenn es um gesundheitliche Risiken geht. Diskriminierung in jeglicher Form - egal ob bei Über- oder Untergewicht - ist ein absolutes No-Go. Dennoch sollte ein ungesunder Lebensstil nicht glorifiziert werden. Sich selbst zu lieben ist natürlich trotzdem wichtig, denn wir sind so viel mehr, als nur unsere Hülle. Wenn Vorbilder in den Sozialen Medien aber beispielsweise anfangen zu leugnen, dass Adipositas gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann, vermittelt das Kindern und Jugendlichen möglicherweise falsche Vorstellungen bezüglich eines ausgewogenen und gesunden Lebensstils. Natürlich gilt es auf der anderen Seite aber zu beachten, dass ein ungesundes Gewicht auch auf Krankheiten zurückgeführt werden kann. Viele Aktivist:innen sprechen daher mittlerweile von dem Konzept der Body Neutrality - das Freimachen von der Reduzierung auf äußere, körperliche Merkmale.
Tipps für mehr Body Positivity
Dieser Sommer soll DEIN Sommer werden. Um ein bisschen mehr Leichtigkeit in Dein Gedankenkarussell zu bekommen, haben wir hier ein paar Tipps für Dich zusammengestellt, die ein bisschen mehr Selbstliebe und -akzeptanz in Dein Leben bringen sollen.
Miste Dein Social Media aus
Falls Dein Instagram-Feed fast ausschließlich aus perfekt retuschierten Modelbildern besteht, die bei Dir jedes Mal ein unwohles Gefühl auslösen, ist es vielleicht Zeit, Deine Abonnentenliste auszusortieren. Schönheitsideale sind schon seit Jahrzehnten ein Ding. Aber es gab noch nie zuvor so eine Vergleichsgesellschaft, was unsere Optik angeht. Grund dafür sind vor allem Social Media Plattformen wie Instagram. Natürlich hat man sich auch früher mal verglichen. Damals lag man dann aber vielleicht am Badesee und hat dort alle möglichen Körpertypen gesehen. Dort sah man die wirkliche Realität und nicht 100 perfekte Körper auf einem Fleck. Dass wir uns heutzutage also ständig vergleichen und runtermachen, ist wirklich kein Wunder.
Dabei sollte aber immer eine Sache im Hinterkopf behalten werden: Instagram ist nicht die Realität. Die Bilder die dort gepostet werden, sind in der Regel perfekt in Szene gesetzt und der perfekte Shot zwischen 100 anderen. Klar, jeder möchte sich auf seinem Profil von seiner besten Seite zeigen. Hinzu kommen die zahlreichen Filter und Bearbeitungsapps, mit denen Körperhaare, kleine Dellen, Unreinheiten und Kurven binnen weniger Minuten mit einem Klick entfernt werden können. Falls Du das Gefühl hast, dass Social Media Dein Selbstwertgefühl negativ beeinflusst, nimm Dir doch mal eine bewusste Pause davon oder sortiere Deine Abonnentenliste aus.
Durch Affirmationen das eigene Denken umpolen
Wir alle sind von Glaubenssätzen geprägt. Die negativen unter ihnen überwiegen leider in der Regel. “Ich schaffe das nicht”, “Die Umstände sind schuld”, “Ich bin hässlich” - all das sind negative Glaubenssätze. Das schlimmste daran ist: Umso häufiger wir solche Sätze hören oder denken, desto eher glauben wir auch daran. Anders als viele annehmen, sind wir diesen allerdings nicht schutzlos ausgeliefert. In gewisser Weise können wir unser Gehirn nämlich umpolen. Positive Affirmationen, also selbst bejahende Sätze, die wir uns immer und immer wieder laut vorsagen, können uns seelisch tatsächlich aufbauen und uns irgendwann auch glauben lassen, was wir da sagen. Kurze prägnante, positiv-formulierte Ich-Sätze können langfristig einen echten Unterschied machen. Nimm Dir bei Bedarf jeden Tag 3 Minuten Zeit, um Dich vor einen Spiegel zu stellen und Dir gut zuzureden. “Ich bin schön”, “Ich bin genug”, “Ich bin gut so, wie ich bin” sind einige Beispiele für positive Affirmationen.
Den eigenen Körper wertschätzen
Your body is your temple - er erfüllt tagtäglich millionen von Funktionen gleichzeitig. Somit ist er ein wahres Wunder, denn alle Prozesse sind perfekt aufeinander abgestimmt. Von solch einem perfekten Management können viele Unternehmen vermutlich nur träumen. Unser Körper lässt uns von A nach B kommen, er lässt uns tanzen, lachen, die frische Meeresbrise einatmen, unsere Lieblingsmusik hören, er lässt uns das leckerste Essen schmecken, er lässt uns lieben und sogar Kinder kann er zeugen. Unser Körper gibt jeden Tag 110% und wie danken wir ihm? Indem wir ihn auf optische Makel reduzieren? Es lohnt sich, hin und wieder darüber nachzudenken.
Sport treiben für ein gutes Körpergefühl
Sport machen ist wichtig, nicht etwa, um einer “Bikinifigur” hinterherzulaufen (was soll das überhaupt sein?!), sondern um seiner Gesundheit und sich selbst etwas Gutes zu tun - auch ein Akt der Selbstliebe. Sport kann natürlich den beiläufigen Effekt haben, den Körper zu formen, soll aber nicht erst dazu führen, sich zu akzeptieren und zu lieben, sondern soll die Liebe zum Körper als Antrieb haben. Durch Sport verstärkt sich die Verbindung zu seinem Körper und aktive Bewegung macht erwiesenermaßen glücklich und selbstbewusster.
Übe Dich in Geduld
Ja, sich selbst zu akzeptieren ist ein langer Prozess, der vermutlich das ganze Leben lang andauert. Daher sollte man nicht mit der Erwartung an die Sache rangehen, dass sich ab morgen alles ändern wird. Was zu einem positiven und starken Selbstwertgefühl auf jeden Fall beitragen kann, ist Zeit. Umso älter man wird und umso mehr Lebenserfahrung man sammelt, desto mehr beginnt man, kleine Makel an sich zu akzeptieren und lieben zu lernen. Während in der Pubertät noch viele mit ihren Körpern zu kämpfen haben, kann in den 20ern und 30ers alles ganz anders aussehen - und das ohne große Bemühungen. Versuch also nicht, etwas zu erzwingen, was noch nicht da ist. Verstecke Dich aber auch nicht, sondern versuche gewisse Dinge zu akzeptieren und immer das Beste aus Dir und der Situation zu machen.
Streben nach Perfektion ist ein unerreichbares Ziel
Du musst nicht perfekt sein, denn keiner von uns ist das. Akzeptiere die Teile, die in Deinen Augen nicht ideal aussehen. Schönheitsidealen hinterherzulaufen macht sowieso keinen Sinn, denn sie ändern sich mittlerweile gefühlt jede Woche. Auch die vielen perfekten Menschen, die Du täglich siehst und angezeigt bekommst, kaschieren ihre Unsicherheiten oftmals und sind genauso unperfekt wie Du und ich. Also lass uns Diversität feiern. Das Geheimrezept für eine Bikinifigur ist nämlich tatsächlich ganz einfach: Du + Dein Bikini + eine ganze menge Spaß. Also genieße den Sommer in vollen Zügen, fernab von irgendwelchen blöden Erwartungshaltungen.